Ich liebe sie!

Ich liebe viele Städte, Barcelona zum Beispiel. Oder auch Amsterdam. Und Berlin. Anderen Städten fühle ich mich eher verbunden. Bonn ist so eine Stadt, da hatte ich nicht wirklich die Wahl. Seiner Heimatstadt sollte man schon die Treue halten. Man möchte sich ja nicht jedes Mal, wenn man zurückkommt, ärgern. Das Verhältnis zu seiner Heimatstadt könnte man vielleicht mit dem Verhältnis zu seinen Haaren vergleichen. Wenn man krauselige, rote Haare hat, arrangiert man sich auf die Dauer wahrscheinlich mit ihnen. Ein Leben lang in Zwist mit den eigenen Haaren zu liegen, das hält niemand aus.

Danach gibt es auch noch Städte, die ich als eher unschön abstempeln würde. Da kommt mir Neuwied in den Sinn, wenn man das schon Stadt nennen kann. Köln ist auch nicht wirklich schön, es gibt viele hässliche Stellen. Wie bei einem angefaulten Apfel. Wenn man alle hässlichen Stellen Kölns, beispielsweise die Ringe, abschneiden würde, bliebe nicht viel übrig von Köln. Eigentlich wäre es dann nicht mehr Köln und man müsste sich sogar fragen, ob es dann noch eine Stadt wäre.

Das Paradebeispiel einer durch und durch hässlichen Stadt ist Frankfurt am Main. Bei Frankfurt müsste man ohne Ende abschneiden. Am Ende hätte man lauter lose, faule Stellen und von Frankfurt wäre nichts mehr übrig. Ein beschnittenes, schönes Frankfurt ist wohl nicht möglich. Um Frankfurt würde ich also immer einen großen Bogen machen, da lege ich mich fest.

i love ny

Im Moment irritiert mich die Mode-Erscheinung der „I love XY“-T-Shirts. Meistens sind es „I love NY“-T-Shirts, NY steht für New York. Ich behaupte, dass die meistens Jugendlichen, die dieses T-Shirt voller Stolz tragen, noch nie in New York waren. Wahrscheinlich waren sie noch nicht einmal in den USA. Bei den Franzosen bin ich mir da sogar ziemlich sicher, denn Franzosen verlassen Frankreich nicht. Und Franzosen sprechen kein Englisch, Amis sprechen kein Französisch. Deshalb sind Franzosen in Amerika sehr unwahrscheinlich. Aber auch die meisten Deutschen NY-Fans waren bestimmt noch nie dort.

Trotzdem hat jeder zweite Teenie eine Vorliebe für die amerikanische Stadt mit den vielen Wolkenkratzern. Hier plädiere ich für mehr Ehrlichkeit. Warum ist es cool, etwas zu behaupten, ohne sich in der Materie auszukennen? Kein Jugendlicher würde eine abstruse Behauptung über Kants kategorischen Imperativ aufstellen, wenn er nicht etwas von oder über Kant gelesen hätte. Und niemand würde diese Behauptung dann noch auf einem T-Shirt mit sich herumtragen.

Doch das ist noch nicht alles. Neben den Liebeserklärungen an New York gibt es noch viele andere Varianten: „I love L.A.“, „I love MP“ (für Montpellier), „I love My City“ (für Menschen die oft umziehen oder schnell ihre Vorlieben ändern).

Ich bin aus diesem Grunde im Allgemeinen für mehr Gelassenheit und mehr Abwägung. Man sollte sich nicht bedingungslos zu einer Stadt bekennen, selbst, wenn man sie halbwegs kennt. Eine Stadt, das Beispiel Köln beweist es, ist zu vielfältig, um mit einer solch plumpen Liebeserklärung abgespeist zu werden. Ich setze mich deshalb, wenn schon Liebeserklärungen an Städte, für weniger absolute Aussagen ein und für mehr Unterscheidungen. Ich würde eine T-Shirt mit der der Aufschrift „Köln ist zwar ganz gut, hat aber auch viele hässliche Stellen“ deshalb sehr begrüßen.

Im Übrigen halte ich aber auch ganz generell nicht viel von Nachrichten auf T-Shirts.

3 Antworten zu “Ich liebe sie!

  1. Nun ja, nachdem ich endlich deinen 3. Rundbrief gelesen habe, zweifle ich doch sehr an deinen Kenntnissen über Frankfurt: Seit wann fliegt Ryanair von Frankfurt aus?! Frankfurt Hahn (!) im Hunsrück ist WIRKLICH die „Perfektion an Hässlichkeit“ (wie Hannover!? ;)), hat aber unter touristischem Aspekt rein gar nichts mit Frankfurt am Main gemeinsam! Na vielleicht war es auch nur ein „faux pas“ 😉 Beim nächsten Frankfurtbesuch unbedingt ansehen: Museumsufer, Eiserner Steg (Brücke), Patrizierhäuser, Rathaus, Goethehaus, Börse, Zeil (gut zum shoppen), englisches Theater, Bankenviertel (skyline von Frankfurt) und die alte Oper!

  2. sebastiankempkens

    Die Rede war von Städten, nicht von Flughäfen. Und mir das Bankenviertel als schön verkaufen zu wollen, kann nicht ganz ernst gemeint sein…;)
    Aber wer weiß, vielleicht muss ich meine Meinung irgendwann revidieren und Frankfurt ist wie Köln: Wenn man viel abschneidet, ganz annehmbar.

  3. c bien de savoir qu’auprès de mon arbre tu vivais heureux
    j’aimerais bien que ton site devienne bi voire trilingue et on pourrait y essayer un commentaire de la ‚ supplique pour être enterré sur la plage de Sète‘, ou encore ‚ Gare au gorille‘ , super textes de Georges Brassens….

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